„Mann“ sollte auch Gleichstellung von Frauen können

„Mann“ sollte auch Gleichstellung von Frauen können

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung hat 2020 eine Studie über den Stand der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt veröffentlicht. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Noch immer gibt es fulminante Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen. Noch immer liegt der Gender Pay Gap weit über dem europäischen Durchschnitt. Noch immer arbeiten viel mehr Frauen in Teilzeit als Männer. Besonders deutlich ist dies in Paarhaushalten zu erkennen. Und noch immer gibt es viel zu tun, wenn es um die Mitbestimmung von Frauen in den Gremien und Unternehmensführungen geht. Die Probleme sind altbekannt und trotz neuer gesetzlicher Verordnungen ändert sich die Sachlage nur langsam. Um eine verbesserte Gleichstellung zu erreichen, gibt es inzwischen Beschwerdestellen, Gleichstellungsbeauftragte und Seminare, in denen Frauen geschult werden, wann und wie sie sich gegen Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts zur Wehr setzen können. Ohne Zweifel: Dies sind unverzichtbare Institutionen. Dennoch drängt sich dabei die Frage auf: Was kann Mann eigentlich auf der individuellen Ebene tun, um Diskriminierungen vorzubeugen?

    Lassen Sie Privilegien reflektieren und nutzen

    Wenn man Männer auf die Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt anspricht, würde sich ein Großteil sicherlich dagegen aussprechen. Nichtsdestotrotz sollten sich Männer bewusst werden, dass es nicht genug ist, kein Teil des Problems zu sein.

    Stattdessen müssen Männer beginnen, ihre Privilegien zu reflektieren und zu nutzen. Männer könnten und sollten sich folgende Fragen stellen: Wie hat mein Geschlecht meine Möglichkeiten im Leben beeinflusst? Was kann ich – anders als Frauen – tun und lassen, nur weil ich ein Mann bin?

    Fragen Sie doch einmal die männlichen Kollegen in Ihrer Dienststelle! Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, empfehle ich, mit Menschen zu sprechen, die einen anderen Hintergrund haben als den eigenen. Welche Erfahrungen haben sie gemacht, nur weil sie ein anderes Geschlecht haben?

    Abseits der Selbstreflexion gibt es jedoch auch konkrete Dinge, die Männer für mehr Gleichberechtigung in Ihrem Betrieb oder Ihrer Dienststelle tun können. Im Folgenden zeige ich Ihnen einzelne Beispiele auf.

    Beugen Sie dem Label-Problem und Ideenklau vor

    Es kommt vor, dass Männer und Frauen exakt das Gleiche sagen. Doch während die Frau als aggressiv und schwierig gelabelt wird, heißt es über den Mann, er sei selbstbewusst und stark. Bekommen Sie so etwas in einer Gesprächsrunde mit, machen Sie darauf aufmerksam. Und dies sollten auch Kollegen tun. Sensibilisieren Sie sie hierfür – es wird auf Dauer das Labeln unterbinden. Genauso kann es in Meetings vorkommen, dass Vorschläge von Frauen zunächst ignoriert werden, um im Anschluss Zustimmung zu finden, wenn sie von einem männlichen Kollegen wiederholt werden.

    Sensibilisieren Sie Männer, sich einzumischen

    Machen Sie in so einer Situation deutlich, wer die Urheberin der Idee ist. Dies führt vor allem dazu, dass Frauen im Unternehmen sichtbarer werden, und wirkt einer Marginalisierung entgegen. Und ja, sensibilisieren Sie auch hierzu die Männer in Ihrer Dienststelle, darauf aufmerksam zu machen und sich einzumischen.

    Aktiv Frauen einbeziehen

    Oftmals werden Frauen, die wenig sagen oder leise sind, in Unternehmen nicht ernst genommen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, aktiv auf sie einzugehen und sie in das Gespräch einzubeziehen. Auch das können Männer in Führungskräfteschulungen lernen.

    Helfen Sie, gegen Sexismus vorzugehen

    Es erfordert Mut, sich offen zu positionieren, wenn man mitbekommt, dass jemand unfair behandelt wird, abfällige Scherze hinnehmen muss oder sogar sexuell belästigt wird. Dies jedoch zu benennen und als Mann den männlichen Kollegen direkt auf sein Verhalten anzusprechen, ist ungemein wichtig und sendet ein klares Signal, dass Sexismus nicht toleriert wird.

    Meine Empfehlung:
    Männer sollten aktiv werden!
    Motivieren Sie als Gleichstellungsbeauftragte die männlichen Kollegen in Ihrer Dienststelle, aktiv zu werden und sich für die Gleichstellung von Frauen mit Männern einzusetzen. Gerade wenn auch Männer z. B. Lohntransparenz, Elternurlaub und die Einrichtung vertraulicher Meldestrukturen bei sexueller Belästigung fordern – ebenso wie Frauen und Sie als Gleich- stellungsbeauftragte –, wird sich das Klima verändern.

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Was ergab die Studie der Hans-Böckler-Stiftung?

    Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung hat 2020 eine Studie über den Stand der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt veröffentlicht. 

    – Noch immer gibt es fulminante Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen. 
    – Noch immer liegt der Gender Pay Gap weit über dem europäischen Durchschnitt. 
    – Noch immer arbeiten viel mehr Frauen in Teilzeit als Männer. 
    – Und noch immer gibt es viel zu tun, wenn es um die Mitbestimmung von Frauen in den Gremien und Unternehmensführungen geht.

    Was sollen Männer tun?

    Männer sollten aktiv werden! 
    Motivieren Sie als Gleichstellungsbeauftragte die männlichen Kollegen in Ihrer Dienststelle, aktiv zu werden und sich für die Gleichstellung von Frauen mit Männern einzusetzen. Gerade wenn auch Männer z. B. Lohntransparenz, Elternurlaub und die Einrichtung vertraulicher Meldestrukturen bei sexueller Belästigung fordern – ebenso wie Frauen und Sie als Gleich- stellungsbeauftragte –, wird sich das Klima verändern.