Ada Lovelace
10.12.1815: | Geboren in London |
Januar 1816: | Ihre Mutter verlässt mit ihr den Vater |
1833: | Besuch des Salons des Mathematikers Charles Babbage |
Juli 1835: | Heirat mit William King |
1836: | Geburt eines Sohnes |
1837: | Geburt einer Tochter |
1839: | Geburt eines Sohnes |
1843: | Übersetzung einer französischen Beschreibung von Babbages „Analytical Engine“ ins Englische, Hinzufügen eigener „Notes“ |
27.11.1852: | Gestorben in London |
Dem Stand der mathematischen Forschung war Ada Lovelace ein weites Stück voraus. Doch lange Zeit gerieten ihre Erkenntnisse in Vergessenheit. Erst mehr als 100 Jahre nach ihrem Tod entdeckte die informationstechnologische Forschung ihr Werk wieder und schenkte Ada Lovelace die gebührende Anerkennung.
Tochter eines berühmten Dichters
Am 10. Dezember 1815 wurde Ada Lovelace als Augusta Ada Byron in London geboren. Ihre Mutter, Anne Isabelle Noel-Byron, stammte aus einer adeligen Familie, ebenso ihr Vater George Gordon Byron. Dieser war als Lord Byron bekannt und einer der bedeutendsten romantischen Dichter Englands. Wegen seiner Spielschulden und vielen Affären verließ die Mutter ihn allerdings bereits einen Monat nach Adas Geburt. Ihr Vater verließ England nur wenige Monate später, hatte nie Kontakt zu seiner Tochter und starb, als Ada acht Jahre alt war.
Fortan lebte Ada Byron mit ihrer Mutter bei deren Eltern und wuchs in der kleinen Ortschaft Kirkby Mallory auf. Ihre Mutter legte großen Wert auf eine gute Ausbildung ihrer Tochter und ließ sie – den damaligen gesellschaftlichen Konventionen entsprechend – in Musik und Französisch unterrichten. Zudem erhielt Ada Byron eine Ausbildung in Mathematik, Geometrie und Astronomie, da ihre Mutter an diesen Fächern selbst sehr interessiert war und als Jugendliche hierin ebenfalls unterrichtet worden war.
Entwicklung einer Flugmaschine
Bereits als Teenagerin hegte Ada Byron ein großes Interesse an Maschinen und technischen Diagrammen. Im Alter von 13 Jahren entwickelte sie beispielsweise eine dampfgetriebene Flugmaschine. Sie war zudem sehr an mathematischen und mechanischen Fragestellungen interessiert.
Als Jugendliche lernte sie die Mathematikerin Mary Sommerville kennen, zu der sie ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte. 1833 besuchte sie zudem den Salon Charles Babbages, eines zu dieser Zeit 42 Jahre alten, renommierten Mathematikers. Ada Lovelace unterhielt anschließend eine enge wissenschaftliche Korrespondenz mit ihm.
Heirat mit 19 Jahren
Als 19-Jährige verliebte sie sich in ihren Hauslehrer und versuchte, mit ihm durchzubrennen. Die Affäre endete allerdings alsbald. „Ich glaube, dass nichts anderes als genaue und intensive Beschäftigung mit Themen wissenschaftlicher Natur meine Fantasie am Durchdrehen hindern und die Leere ausfüllen kann, die der Erlebnishunger in meinem Geist zurückgelassen hat“, schrieb sie kurz nach dem Ende der Affäre an einen Freund.
Kurze Zeit später, im Juni 1835, lernte Ada Byron den zehn Jahre älteren Mathematiker William King kennen und heiratete ihn bereits am 8. Juli desselben Jahres. Das Paar bekam drei Kinder: 1836 wurde ihr Sohn Byron geboren, 1837 ihre Tochter Anne Isabelle und 1839 ihr Sohn Ralph Gordon. 1838 wurde William King zum Earl of Lovelace erhoben, wodurch seine Frau den Ehrentitel Countess of Lovelace erhielt. Fortan war sie daher als Ada Lovelace oder Lady Lovelace bekannt.
Ehemann schrieb Aufsätze für sie ab
Für Ada Lovelace war es damals als Frau schwierig, wissenschaftlich zu forschen, da ihr der Zugang zu Bibliotheken verwehrt wurde. Ihr Ehemann unterstützte sie aber und ließ sich ihr zuliebe in die britische Gelehrtengesellschaft „Royal Society“ aufnehmen. In den Bibliotheken der Universitäten schrieb er für sie zudem Aufsätze ab, damit sie diese zu Hause studieren konnte.
Die Ehe der beiden war allerdings unglücklich. Ada Lovelace blieb aufgrund ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter nicht genug Zeit, um sich der wissenschaftlichen Arbeit zu widmen, wie sie ihrer Freundin Mary Sommerville in Briefen klagte.
Übersetzung von Babbages Vortrag
Doch die wissenschaftliche Korrespondenz zu Charles Babbage blieb bestehen. Nachdem dieser 1842 an der Universität von Turin einen Vortrag über seine „analytische Maschine“ gehalten hatte, verfasste der italienische Mathematiker Luigi Federico Menabrea eine Beschreibung dieser Maschine auf Französisch. Charles Babbage bat Ada Lovelace daraufhin, diese ins Englische zu übersetzen.
Bei der reinen Übersetzung des Artikels blieb es indes nicht. Ada Lovelace fügte dem Text eigene Erläuterungen und Beschreibungen hinzu, die heute als „Notes“ bekannt sind. Diese Kommentare waren bei der Veröffentlichung des Artikels in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Taylor’s Scientific Memoirs“ im Jahr 1843 allerdings mehr als doppelt so lang wie der übersetzte Artikel und zeugen von dem tiefen mathematischen Verständnis der Verfasserin.
Weitergehendes Verständnis der analytischen Maschine
Die Konzepte, die Ada Lovelace in ihren „Notes“ entwickelte, gingen weit über den damaligen Stand der Forschung hinaus. Während Charles Babbage mit seiner analytischen Maschine Zahlentabellen berechnen und sie für die Natur- und Ingenieurswissenschaft einsetzen wollte, erkannte Ada Lovelace deren größeres Potenzial:
„Die Analytical Engine könnte auf andere Dinge als Zahlen angewandt werden, wenn man Objekte finden könnte, deren Wechselwirkungen durch die abstrakte Wissenschaft der Operationen dargestellt werden können und die sich für die Bearbeitung durch die Anweisung und Mechanismen des Gerätes eignen“, schrieb sie in ihren Erläuterungen.
Vision des modernen Computers
Sie entwarf die Vision einer Maschine, die auch Musiknoten, Buchstaben und Bilder verarbeiten kann. Damit kam sie der modernen Informatik sehr nah. Zudem enthält ihr Text auch eine Anleitung zur Berechnung der „Bernoulli-Zahlen“, eine Folge rationaler Zahlen, die in der Mathematik in verschiedenen Zusammenhängen verwendet werden. Aufgrund dieser Anleitung gilt Ada Lovelace als erste Programmiererin der Welt.
„Hätte Ada nicht das erste Computerprogramm geschrieben, so hätte es irgendwann jemand anderes gemacht. Die Bedeutung ihres Werkes liegt darin, dass sie die Erste war, und zwar ein Jahrhundert vor der Erfindung des Computer“, würdigt Anna Siffert, Mathematikerin am Max-Planck-Institut, rückblickend das Werk von Ada Lovelace.
Krankheit und Sucht
Kurz nach Veröffentlichung dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde Ada Lovelace krank, ihre Ärzte verschrieben ihr Opium und Alkohol. Um ihre Kinder konnte sich Ada Lovelace nicht mehr kümmern, diese wuchsen bei der Großmutter auf. Ada Lovelace verfiel zudem Pferdewetten und hatte mehrere Affären.
Bereits in ihrer Kindheit und Jugend hatte sie immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 1851 wurde bei ihr schließlich Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert, am 27. November 1852 starb Ada Lovelace mit knapp 37 Jahren daran. Auf ihren Wunsch hin wurde sie neben ihrem Vater in der Familiengruft der Byrons begraben.
Programmiersprache nach ihr benannt
Ihre „Notes“ gerieten lange Zeit in Vergessenheit. Erst mehr als 100 Jahre später, als die moderne Informatik begründet wurde, wurde ihr Artikel wiederentdeckt und das Potenzial dahinter erkannt. Ihr zu Ehren wurde die von Jean Ichbiah entworfene strukturierte Programmiersprache „Ada“ genannt.
1997 wurde an der Universität Koblenz-Landau zudem das „Ada-Lovelace-Projekt“ gegründet, das Mädchen und junge Frauen im MINT-Bereich fördert. Seit 2009 wird jedes Jahr am zweiten Dienstag im Oktober der „Ada Lovelace Day“ ausgerufen (erstmals von der englischen Journalistin Suw Charman-Anderson), an dem Frauen und ihre Werke in Wissenschaft, Mathematik und Technik gefeiert werden.
Die Universität Münster finanziert mit dem „Ada-Lovelace-Promotionsprogramm“ jedes Jahr bis zu drei Promotionsstellen für herausragende Mathematikerinnen und Informatikerinnen.
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