Cecilia Grierson
22.11.1859 | Geboren in Buenos Aires |
1883-1889 | Studium der Medizin an der medizinischen Fakultät der Universität von Buenos Aires |
ab 1889 | Arbeit am Hospital San Roque |
1889 | Vizepräsidentin des zweiten „International Council of Women“ |
1891 | Gründung der ersten Krankenpflegeschule Argentiniens, der „School of Nurses and Massage Therapists“ Gründung der Krankenpflegeschule des British Hospital |
1891-1913 | Direktorin der „School of Nurses and Massage Therapists“ |
1891 | Mitgründung der „Argentine Medical Association“ |
1892 | Gründung der „Argentinischen Erste-Hilfe-Gesellschaft“ |
1897 | Veröffentlichung ihres Buches „Practical Massage“ |
1900 | Gründung des „Argentine Women’s Council“ |
1901 | Gründung der „National Obstetrics Association“ und der Zeitschrift „Revista Obstétrica“ |
1902 | Gründung der „Society for Domestic Economy“ |
1904 | Mitgründung der „Association of Argentine University Women“ |
ab 1907 | Hauswirtschaftslehrerin am „Liceo de Señoritas de la Capital“ |
1910 | Vorsitz der ersten internationalen Frauenkonferenz |
1914 | Öffentliche Ehrung anlässlich des 25. Jahrestags ihres Medizinabschusses |
1916 | Rückzug aus dem akademischen Bereich |
10.04.1934 | Gestorben in Buenos Aires |
„Die erste Ärztin Argentiniens“ – unter diesem Beinamen wurde Cecilia Grierson weltweit bekannt. Zwar beschreibt dieser Titel eine ihrer Leistungen, er wird ihrem Lebenswerk aber nicht in Gänze gerecht. Denn Cecilia Grierson war viel mehr als die erste Ärztin in ihrem Heimatland.
Früher Tod des Vaters zwingt sie zur Mithilfe
Am 22. November 1859 kommt Cecilia Grierson in Buenos Aires zur Welt. Ihre Mutter Jane Duffy war gebürtige Irin, ihr Vater John Parish Robertson Grierson stammte aus einer schottischen Familie. Die Griersons waren eine wohlhabende Bauernfamilie, Cecilia Grierson wuchs in der argentinischen Provinz Entre Ríos auf.
Im Alter von sechs Jahren wurde sie an Englisch- und Französischschulen in Buenos Aires eingeschult. Doch als ihr Vater einige Zeit später unerwartet starb, musste Cecilia Grierson auf den Bauernhof zurückkehren. Sie unterstütze ihre Mutter fortan sowohl bei der Arbeit auf dem Hof als auch in der von Jane Duffy gegründeten Landschule.
Studium auf Lehramt
Einige Jahre nach dem Tod des Vaters stand die Familie finanziell wieder gut genug da, um Cecilia den Schulbesuch in Buenos Aires zu ermöglichen. Sie besuchte die „Nr. 1 Girls Normal School“ und studierte nach ihrem Schulabschluss Lehramt. Ihr Studium schloss sie1878 ab.
Ein paar Jahre arbeitete Cecilia Grierson als Lehrerin an einer Jungenschule. Der Verlust einer guten Freundin, die an einer Lungenerkrankung gestorben war, war für die junge Lehrerin allerdings ein einschneidendes Erlebnis: Aus der Trauer wuchs der Entschluss, Ärztin zu werden.
Eine Frau unter vielen Medizinstudenten
Cecilia Grierson bewarb sich an der medizinischen Fakultät der Universität von Buenos Aires, an der zu jener Zeit allerdings nahezu ausschließlich junge Männer studierten und Professoren lehrten. Als erste Frau überhaupt hatte bereits Elida Passo an der medizinischen Fakultät studiert und 1885 ihren Abschluss in Pharmazie erworben.
1882 wurde Cecilia Grierson an der Fakultät zugelassen. Während ihres Studiums arbeitete sie unbezahlt als Assistentin im Universitätslabor; 1885 absolvierte sie Praktika an verschiedenen Krankenhäusern. Während dieser Zeit organisierte sie einen Rettungsdienst und führte bei diesem die Alarmglocken ein, die es bislang nur bei der Feuerwehr gegeben hatte.
Erste Ärztin Argentiniens
Im Jahr 1886 brach in Argentinien eine Cholera-Epidemie aus. Cecilia Grierson arbeitete während dieser in einer Isolationsstation und behandelte Patient*innen. Bezahlt wurde sie für ihre Arbeit nicht, sie erhielt aber breite öffentliche Anerkennung.
1889 schloss Cecilia Grierson ihr Medizinstudium ab und war somit die erste Ärztin in Argentinien. Praktizieren durfte sie als Ärztin jedoch nicht, dies war damals gesetzlich verboten. Aus diesem Grund und weil sie während der Cholera-Epidemie erkannt hatte, dass die Arbeit des medizinischen Hilfspersonals professionalisiert werden musste, engagierte sie sich in der Krankenpflege.
„School of Nurses and Massage Therapists“
Cecilia Grierson arbeitete nach ihrem Abschluss am „Hospital San Roque“ in Buenos Aires. 1891 gründete sie die „School of Nurses and Massage Therapists“, deren Direktorin sie auch war, sowie eine Krankenpflegeschule am British Hospital. Nur ein Jahr später gründete sie die „Argentinische Erste-Hilfe-Gesellschaft“.
Neben ihrer praktischen Arbeit an der „School of Nurses and Massage Therapists“ – sie bot unter anderem Kurse zu Massagen, Behandlung von Patient*innen und Erste Hilfe an – schrieb Cecilia Grierson verschiedene Artikel und ein Sachbuch und war Pionierin auf dem Gebiet der Kinesiologie: „Practical Massage“ wurde 1897 veröffentlicht und vielfach gelesen.
1901 gründete sie die „National Obstetrics Association“, eine Initiative für Geburtshilfe, sowie deren Zeitschrift „Revista Obstétrica“. Ein Jahr danach gründete sie die „Society for Domestic Economy“, die später in „Technical School for Home Management“ umbenannt wurde und die erste ihrer Art in Argentinien war. Ab 1907 lehrte sie Hauswirtschaft am „Liceo de Señoritas de la Capital“.
Engagement für Frauenrechte
Ihr Engagement galt nicht nur der Medizin und der Lehre, sondern auch dem Feminismus. Spätestens im Medizinstudium hatte Cecilia Grierson gegen viele Widerstände ankämpfen müssen, diese endeten mit ihrem Abschluss nicht: Sie durfte nicht als Ärztin praktizieren, und als sie sich einige Jahre nach ihrem Abschluss als Vertretungsprofessorin für den Lehrstuhl für Hebammengeburtshilfe an der Universität in Buenos Aires bewarb, wurde sie abgelehnt.
„Weil ich eine Frau bin, hat die Jury nach den Aussagen von Zuhörern und einem Mitglied des Prüfungsausschusses bei diesem Wettbewerb eine selbstsame und einzigartige Entscheidung getroffen – die Vergabe der Rolle nicht zu gewähren“, so Cecilia Grierson nach der Absage.
Gründung von Frauenorganisationen
Schon 1889 wurde sie zur Vizepräsidentin des zweiten „International Council of Women“ in London ernannt. Elf Jahre später gründete sie selbst den „Argentine Women’s Council“. Dieser legte 1906 dem argentinischen Nationalkongress einen Gesetzesentwurf zur Schaffung eines Fonds für Sozialleistungen und Mutterschaftsurlaub für Frauen vor. Das Gesetz wurde allerdings nicht verabschiedet.
Cecilia Grierson war 1904 zudem Mitbegründerin der „Association of Argentine University Women“ (AMUA), die sich vor allem dem Kampf gegen den schlechteren rechtlichen Status von Frauen verschrieb. Die AMUA organisierte 1910 die erste internationale Frauenkonferenz, deren Vorsitzende Cecilia Grierson war.
„Sie war eine transdisziplinäre Persönlichkeit“
1913 legte Cecilia Grierson ihr Amt als Direktorin der „School of Nurses and Massage Therapists“ nieder. Drei Jahre später zog sie sich zudem aus dem akademischen Bereich zurück, arbeitete aber weiterhin unentgeltlich in der Lehre und Pflege. Zwischenzeitlich – im Jahr 1914 – war sie anlässlich ihres 25. Jahrestags ihres Medizinabschusses öffentlich geehrt worden.
Cecilia Grierson blieb alleinstehend und kinderlos. Am 10. April 1934 starb Cecilia Grierson in Buenos Aires im Alter von 74 Jahren. Die von ihr gegründete „School of Nurses and Massage Therapists“ wurde nach ihrem Tod ihr zu Ehren nach ihr benannt.
„Sie war eine transdisziplinäre Persönlichkeit“, schreibt die Autorin Beatriz Morrone in ihrem Buch „Cecilia Grierson: I Am A Worker of Thought“. „Ihr Denken bezog sich auf aktuelle Themen: Feminismus, Gesundheit, die Humanisierung der Pflege und die Souveränität des Körpers.“
Bildquelle: https://www.cvwomenscenter.com/blog/international-womens-day/