Claudia Sheinbaum
24. Juni 1962: | Geboren in Mexiko-Stadt |
1987–2016: | Ehe mit Politiker Carlos Imaz Gispert |
1988: | Geburt der Tochter Marianna Imaz Sheinbaum |
1989: | Bachelor-Abschluss in Physik an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko Eintritt in die Partei „Partido de la Revolución Democrática“ |
1994: | Master-Abschluss in Physik an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko |
1995: | Promotion in Energietechnik |
2000–2006: | Umweltministerin von Mexiko-Stadt |
2007: | Mitglied des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) der Vereinten Nationen |
2013: | Beteiligung am fünften Sachstandsbericht des IPCC |
2014: | Austritt aus der Partei „Partido de la Revolución Democrática“ und Eintritt in die Partei „Movimiento Regeneración Nacional“ (Morena) |
2015–2017: | Bürgermeisterin von Tlalpan |
2018–2023: | Regierungschefin von Mexiko-Stadt |
02.06.2024: | Wahl zur Präsidentin von Mexiko |
Schon einmal wurde Claudia Sheinbaum als erste Frau in Mexiko in ein politisches Amt gewählt, nun ist ihr dies im höchsten Amt ihres Landes erneut gelungen: Anfang Juni wählten die Mexikaner*innen sie zu ihrer Präsidentin, zuvor war sie bereits Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt.
Intellektueller und europäischer Familienhintergrund
Am 24. Juni 1962 wurde Claudia Sheinbaum in Mexiko-Stadt geboren. Ihre Mutter Annie Pardo Cemo war Biologin und Professorin an der Fakultät für Naturwissenschaften an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, ihr Vater Carlos Sheinbaum Yoselevitz arbeitete als Chemieingenieur. Aufgewachsen ist Claudia Sheinbaum mit einem älteren Bruder.
Die jüdischen Wurzeln ihrer Familie liegen in Europa: Die Eltern ihres Vaters waren in den 1920er-Jahren aus Litauen nach Mexiko-Stadt ausgewandert, ihre Großeltern mütterlicherseits waren Anfang der 1940er-Jahre aus Bulgarien vor dem Holocaust geflohen.
Studium der Physik, Promotion in Energietechnik
Claudia Sheinbaum studierte nach ihrem Schulabschluss Physik an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko und machte dort 1989 ihren Bachelor- und 1994 ihren Master-Abschluss. Während ihres Studiums forschte sie auch am Lawrence Berkeley Laboratory in Kalifornien, USA. 1995 schloss sie ihre Promotion in Energietechnik ab und erhielt als erste Frau an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko einen Doktortitel in diesem Fachbereich.
Bereits während ihres Studiums heiratete Claudia Sheinbaum den Politiker Carlos Imaz Gispert. Ihr Ehemann brachte einen 1982 geborenen Sohn mit in die Ehe, den Claudia Sheinbaum als Stiefmutter mit aufzog. Die gemeinsame Tochter des Paares, Marianna Imaz Sheinbaum, wurde 1988 geboren. Die Ehe der beiden wurde nach 29 Jahren geschieden.
Frühes politisches Engagement
Schon Ende der 1980er-Jahre begann Claudia Sheinbaum, sich politisch zu engagieren. So schloss sie sich 1989 den Gründer*innen der linken Partei „Partido de la Revolución Democrática“ an.
Im Jahr 2000 wurde sie zur Umweltministerin von Mexiko-Stadt ernannt, nach sechs Jahren schied sie aus dem Amt aus und widmete sich eine Zeit lang wieder der wissenschaftlichen Tätigkeit.
Sie war – unter anderem zusammen mit dem US-amerikanischen Demokraten und ehemaligen Vizepräsidenten Al Gore – Mitglied des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) der Vereinten Nationen, das 2007 den Friedensnobelpreis erhielt. 2013 war Claudia Sheinbaum zudem am fünften Sachstandsbericht des IPCC beteiligt.
Erste gewählte Regierungschefin von Mexiko-Stadt
2014 trat sie aus der Partei „Partido de la Revolución Democrátia“ aus und in die linke Partei „Movimiento Regeneración Nacional“ (Morena) ein. Für diese kandidierte sie als Bürgermeisterin für den Verwaltungsbezirk Tlalpan und wurde 2015 gewählt.
2017 schied sie aus dem Amt aus, um als Regierungschefin des Bundesdistrikts Mexiko-Stadt kandidieren zu können. Dieses Amt entspricht dem eines/einer Gourverneur*in oder eines/einer Bürgermeister*in. 2018 wurde sie in dieses Amt gewählt und war somit die erste gewählte Regierungschefin von Mexiko-Stadt. Zwischen 1999 und 2000 hatte zwar bereits Rosario Robles diesen Posten inne, jedoch nur übergangsweise, weil der bis dato amtierende Regierungschef zurückgetreten war.
„Bekenntnis zur Verteidigung der Menschenrechte von Frauen“
„Die erste Frau zu sein, die in die Regierung von Mexiko-Stadt gewählt wurde, ist ein Bekenntnis zur Verteidigung der Menschenrechte von Frauen, dem Kampf gegen Frauenfeindlichkeit und allen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt und der Schaffung einer inklusiven Stadt“, sagte Claudia Sheinbaum nach ihrer Wahl.
Ihre Regierung stellte verschiedene Aktionspläne auf, unter anderem zu den Themen „gleiche Rechte“, „nachhaltige Stadt“ sowie „null Aggression und mehr Sicherheit“. In Grundschulen führte sie zudem das Projekt „Neutral Uniform“ ein, „um die Gleichstellung von Jungen und Mädchen zu fördern“, begründete Claudia Sheinbaum.
Zwei Frauen im Wahlkampf
2023 legte sie ihr Amt als Regierungschefin von Mexiko-Stadt nieder, um sich ganz ihrer Kandidatur als Präsidentin des Landes zu widmen. Claudia Sheinbaum ging als eine von zwei Frauen in den Wahlkampf; die beiden Kandidatinnen lagen in Umfragen von Anfang an deutlich vor ihrem männlichen Gegenkandidaten.
„Ich sehe junge Mädchen und Frauen, die aufgeregt sind, dass eine Frau Präsidentin sein wird. Und es verändert die Kultur für Frauen und Männer“, sagte Claudia Sheinbaum vor der Wahl. „Es ist ein Symbol für Mexiko. Ich denke, es ist auch ein Symbol für die Welt.“
Rechte Hand des amtierenden Präsidenten
Claudia Sheinbaum gehört derselben Partei wie der amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador an. Dieser war es seinerzeit auch, der sie zur Umweltministerin ernannt hatte, Claudia Sheinbaum gilt als dessen rechte Hand.
Ihre Kritiker*innen werfen ihr vor, „seine Marionette“ zu sein. „Natürlich komme ich aus der gleichen Bewegung wie Lopez Obrador. Wir haben mehr als 20 Jahre zusammen gekämpft, um die Regierung zu haben, die wir haben. Ich werde mit den gleichen Prinzipien regieren, und das ist eine gute Sache für die Mexikaner“, verteidigte sie sich in einem Interview mit dem englischen Nachrichtensender BBC.
Renten von Frauen anheben, Gewalt gegen Frauen bekämpfen
Anfang Juni wurde Claudia Sheinbaum schließlich mit knapp 60 Prozent der Stimmen zur Präsidentin von Mexiko gewählt und ist die erste Frau in diesem Amt, das sie am 1. Oktober antreten wird. Sie ist auch die erste Person in diesem Amt, die jüdischer Herkunft ist.
Der Bevölkerung verspricht sie Investitionen in Bildung und Gesundheit. Sie möchte zudem den Mindestlohn erhöhen, die Renten von Frauen überdurchschnittlich anheben, Schwangere besser unterstützen und die Gewalt gegen Frauen bekämpfen. Geschlechtsspezifische Gewalt ist in Mexiko alltäglich, laut Amnesty International werden jeden Tag durchschnittlich zehn Frauen getötet.
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP sagte die 62-Jährige: „Für mich hat die Zugehörigkeit zur Linken damit zu tun, allen Bewohnern von Mexiko Mindestrechte zu garantieren.“