Olympe de Gouges
7.5.1748: | Geburt in Montauban |
1765: | Erzwungene Hochzeit mit Louis-Yves Aubry |
1766: | Geburt ihres Sohnes Pierre |
1766: | Tod des Ehemannes |
ca. 1770: | Umzug nach Paris |
1784: | Veröffentlichung ihres Briefromans „Memoiren der Madama Valmont über die Undankbarkeit und die Grausamkeit der Familie Flaucourt gegenüber der ihrigen“ |
1785: | Einreichen ihres Theaterstücks „Zamore et Mirza“ beim Theater „Comédie-Française“ |
1789: | Uraufführung von „Zamore et Mirza“ |
1791: | Veröffentlichung ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ |
Sommer 1793: | Verhaftung und Anklage wegen Hochverrats |
1793: | Veröffentlichung ihrer Werke in zwei Bänden |
3.11.1793: | Hinrichtung in Paris |
1973: | Die Feministin Hannelore Schröder entdeckte die „Erklärung der Rechte der Frauen“ in der „Bibliothèque Nationale“ wieder und veröffentlichte sie |
Mai 1998: | Anbringung einer Gedenktafel in Paris |
November 1998: | Anbringung einer Gedenktafel am Geburtshaus in Montauban |
Seit 2001: | Verleihung des „Olympe-de-Gouges-Preises“ von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen |
„Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.“ So lautet der erste Artikel der „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“, die Olympe de Gouges im Zuge der Französischen Revolution verfasste. Die Schriftstellerin und ihr feministisches Manifest gerieten nach der Hinrichtung von Olympe de Gouges in Vergessenheit – fast 200 Jahre lang.
Aufgewachsen als uneheliches Kind in Montauban
Am 7. Mai 1748 wurde Olympe de Gouges als Marie Gouze in der südwestfranzösischen Stadt Montauban geboren. Ihre Mutter Anne-Olympe Mouisset, eine Wäscherin, war zu diesem Zeitpunkt bereits elf Jahre lang mit Pierre Gouze, einem Metzger, verheiratet. Dieser war aber allem Anschein nach nicht Maries leiblicher Vater, es gibt Hinweise darauf, dass ihre Mutter ein Verhältnis mit dem reichen Landadeligen Jean-Jacques Lefranc hatte.
Bereits mit 17 Jahren heiratete Olympe de Gouges, jedoch gegen ihren Willen. Ihr Ehemann war Louis-Yves Aubry, ein aus Paris stammender, junger Wirt, der als Küchenchef bei einer adeligen Familie in Montauban angestellt war. Dank der Mitgift, die Olympes Eltern zahlten, eröffnete er eine eigene Gastwirtschaft.
Als junge Witwe nach Paris umgezogen
1766 wurde der gemeinsame Sohn Pierre geboren, kurz darauf starb Louis-Yves Aubry. Olympe de Gouges zog um 1770 mit ihrem Sohn nach Paris, wo bereits ihre Schwester und ihr Schwager lebten. Die junge Witwe war fortan mit Jacques Biétrix de Rozières zusammen, einem Transportunternehmer für die königliche Armee. Beide kannten sich wahrscheinlich bereits aus Montauban, de Rozières war dort eine Zeit lang stationiert gewesen. Geheiratet hat das Paar jedoch nie.
Lesen und Schreiben hatte Olympe de Gouges im Kindesalter nur rudimentär erlernt, wie es für ein Mädchen ihres Standes zu der damaligen Zeit üblich gewesen war. In Paris erweiterte sie diese Grundkenntnisse im Selbststudium deutlich, auch durch viele Konversationen in literarischen Salons. „Ihre Schönheit, Eloquenz und wohl auch Hemmungslosigkeit ebneten ihr den Zugang zu den Salons der Hauptstadt“, schreibt ihre Biografin Gerda Marko.
Schriftstellerische Tätigkeiten nach Selbststudium
Olympe de Gouges umgab sich mit vielen Autoren und wurde schließlich selbst schriftstellerisch tätig. Sie nahm den Künstlernamen Olympe de Gouges an – eine Mischung aus dem zweiten Teil des Vornamens ihrer Mutter und einer Abwandlung ihres Nachnamens.
1784 veröffentlichte sie den Briefroman „Memoiren der Madame Valmont über die Undankbarkeit und die Grausamkeiten der Familie Flaucourt gegenüber der ihrigen“. Der Briefroman ist eine verdeckte Autobiografie, in der Olympe de Gouges unter anderem die Behandlung unehelicher Kinder und Zwangsverheiratungen kritisiert sowie das Recht auf Scheidung und auf sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe einfordert.
Uraufführung ihres Theaterstücks
Ein Jahr später reichte sie ihr Theaterstück „Zamora et Mirza“, das die Sklaverei in den französischen Kolonien behandelt, bei dem Theater „Comédie Française“ ein. 1789 wurde das Stück uraufgeführt, nach wenigen Aufführungen aber bereits aufgrund der politisch hohen Wellen, die es geschlagen hatte, wieder vom Spielplan genommen.
Olympe de Gouges hat vermutlich noch viele weitere Dramen und Romane verfasst haben, von denen jedoch kaum noch welche erhalten sind. Die Schriften, die sie nicht selbst veröffentlicht hatte, wurden nach ihrem Tod offenbar verbrannt. So schreibt ein Friedensrichter, der ihren Nachlass prüfte, an den Ankläger: „Wir haben gedacht, dass diese Papiere keinesfalls verkauft werden dürfen, genau wie die Bücher, denn es wäre unendlich gefährlich, sie in der Öffentlichkeit herumzureichen […]. Wenn du es für zweckmäßig hältst, werde ich alle Druckschriften verbrennen.“
Etliche offene Briefe und Wandplakate sind erhalten
Erhalten sind indes offene Briefe, Eingaben und Petitionen an politische Institutionen und Abgeordnete sowie Wandplakate, die sie öffentlich aushängte. Olympe de Gouges forderte beispielsweise soziale Maßnahmen für den ärmeren Teil der Bevölkerung, eine Luxus- und Glücksspielsteuer, Bildung für alle Bevölkerungsschichten und explizit auch für Frauen, die Trennung von Kirche und Staat und die Abschaffung der Todesstrafe.
1791 veröffentlichte sie ihr wohl bis heute bedeutendstes Werk, die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“. Diese verfasste sie als Protest gegen die Privilegien der Männer, die die Nationalversammlung in der neuen Verfassung festschrieb. Denn die neuen Bürgerrechte galten lediglich für den männlichen Teil der Bevölkerung. Im April 1793 betonte der Nationalkonvent noch einmal: „Kinder, Irre, Minderjährige, Frauen und Kriminelle genießen kein Bürgerrecht.“
Einforderung von Frauenrechten
In ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ verfasste Olympe de Gouges mehrere Artikel, in denen sie Frauenrechte einforderte. Sie schrieb zum Beispiel:
Artikel 1: „Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.“
Artikel 4: „Freiheit und Gerechtigkeit beruhen darauf, dass dem anderen abgegolten wird, was ihm zusteht. So stößt die Frau bei der Wahrnehmung ihrer natürlichen Rechte nur an die ihr von der Tyrannei des Mannes gesetzten Grenzen; diese müssen durch die von der Natur und Vernunft diktierten Gesetze neu gezogen werden.“
Artikel 10: „Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen. Gleichermaßen muss ihr das Recht zugestanden werden, eine Rednertribüne zu besteigen.“
Artikel 16: „Die Verfassung ist null und nichtig, weil an ihrer Ausarbeitung die Mehrheit der Bevölkerung nicht mitgewirkt hat.“
Eintreten gegen die Todesstrafe wurde ihr zum Verhängnis
Mit ihren modernen Forderungen war Olympe de Gouges ihrer Zeit voraus und machte sich unter ihren Zeitgenossen viele Feinde. Dass sie beispielsweise gegen die Hinrichtung des Königs eintrat, wurde ihr letztlich selbst zum Verhängnis. Sie schrieb: „Wir haben das Königtum abgeschafft. Volk, Thron, er hat alles verloren. Seien wir groß genug, ihm das Leben zu lassen.“
Sie versuchte noch, ihre Wandzeitung „Die drei Urnen“ zu plakatieren. In dieser Schrift forderte sie, dass die Bevölkerung per Urnenwahl zwischen einer republikanischen Regierung, einer föderativen Regierung und einer monarchistischen Regierung wählen solle. Sie selbst wollte zwar erreichen, dass sich die Gesellschaft eindeutig gegen die Monarchie positioniert, doch ihre Schrift sowie die Forderung, den König nicht hinzurichten, wurden ihr als promonarchisch ausgelegt.
Hinrichtung im November 1793
Olympe de Gouges wurde bei der Plakatierung im Sommer 1793 verhaftet und war in den folgenden Monaten in unterschiedlichen Gefängnissen interniert. Ende Oktober 1793 wurde sie in die Pariser „Conciergerie“ verlegt, die als „Vorhof des Schafotts“ galt. In ihrem letzten Brief an ihren Sohn Pierre beschreibt sie ihre letzten Tage und ihren Prozess: „Man übergab mir meinen Anklageakt drei Tage vor meinem Tod. Ab dem Moment der Zustellung dieses Aktes gibt mir das Gesetz das Recht, meine Verteidiger und alle Personen, die ich kenne, zu sehen. Man hat mir alles untersagt.“
Am 3. November 1793 wurde das Todesurteil schließlich vollstreckt. Olympe de Gouges wurde auf dem „Place de la Concorde“ in Paris durch die Guillotine hingerichtet.
Fast 200 Jahre lang in Vergessenheit geraten
Nach ihrem Tod geriet die Schriftstellerin in Vergessenheit. Erst 1973 entdeckte die Feministin Hannelore Schröder Olympe de Gouges‘ „Erklärung der Rechte der Frauen“ in der „Bibliothèque Nationale“ wieder und veröffentlichte sie. Dadurch wurde fortan auch der französischen Schriftstellerin wieder gedacht. Im Mai 1998 wurde Olympe de Gouges zu Ehren eine Gedenktafel in Paris in der „Rue Servandoni“ angebracht, seit November desselben Jahres erinnert eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus an sie.
Seit 2001 verleiht die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Hessen-Süd jedes Jahr den „Olympe-de-Gouges-Preis“ an Personen oder Institutionen, die sich für die Freiheitsrechte von Frauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen.
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Olympe_de_Gouges#/media/Datei:Olympe_de_Gouges.png ©Alexander Kucharski