Die traditionellen Rollenbilder in unserer Gesellschaft verschwimmen immer weiter. Laut der Psychologin Martina Lackner hat dies negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Männern. Sie hat beobachtet, dass Männer vermehrt mit Gefühlen wie Unsicherheit, Neid und vermindertem Selbstwertgefühl konfrontiert sind. Was ist dran an dieser Behauptung? Was löst diese Gefühle aus und wie können wir ihnen begegnen? Das erörtern wir in diesem Beitrag.

    Frauen in Führung? Eine Neidhölle für Männer!

    Martina Lackner zufolge wird das verminderte Selbstwertgefühl bei Männern vor allem dann ausgelöst, wenn die eigene Partnerin eine Führungsposition übernimmt, während der Mann selbst auf der Karriereleiter verharrt. Nicht selten führt dieses verminderte Selbstwertgefühl zu Aggressionen gegenüber der eigenen Partnerin oder zu Depressionen.

    Anforderungen an den Mann haben sich nicht verändert

    Aber warum führt dieser Umstand zu einem verminderten Selbstwertgefühl bei Männern? Die Ursache bei der Gleichstellung der Geschlechter zu suchen, ist zu kurz gedacht. Der Soziologe Markus Theunert hat in einem Interview mit der „taz“ eine mögliche Antwort gegeben: Er beschreibt, dass sich die Anforderungen der Gesellschaft an Männer im Kern nicht verändert haben, sondern lediglich erweitert wurden. Es wird immer noch erwartet, dass Männer die Rolle des Ernährers übernehmen und rationale, kühle Entscheidungen treffen. Gleichzeitig sollen sie aber auch einfühlsam und als Vater immer präsent sein. Diese Gegensätze miteinander zu vereinen, führt nicht selten zu Ohnmachtsgefühlen und auch zu Aggressionen gegenüber Frauen.

    Gleichstellung ist nicht das Problem

    Die Ursache des Problems ist also das Männlichkeitsbild in unserer Gesellschaft. Die oben beschriebene Erweiterung führt zu einer Identitätskrise, die wiederum eine Verteidigung klassischer Rollenbilder und teilweise auch Misogynie zur Folge. Das hat tatsächlich ernste politische Auswirkungen. Denn populistische Kräfte wie Donald Trump in den USA oder die AfD hier in Deutschland nutzen diese Verunsicherung für ihre Zwecke. Frustrierte und verunsicherte Männer flüchten so zu populistischen Bewegungen, die traditionelle Männerrollen stärken.

    Ein Feminismus, der Männer mitdenkt

    Der Journalist Max Tholl hat bereits 2017 in einem Essay für den „Tagesspiegel“ geschrieben, dass der Feminismus Frauen ein positives Selbstwertgefühl gebracht hat. Männer brauchen ein Pendant dazu, das es ihnen ermöglicht, die negativen Stereotypen zu überwinden. Neben dem weiteren Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter ist es wichtig, die stereotypen Vorstellungen, die von Männlichkeit existieren, anzufechten und zu kritisieren. Hinzu kommt, dass wir Alternativen schaffen und eine Vielfalt von möglichen männlichen Rollenbildern anerkennen müssen.

    Gründen Sie Netzwerke

    In seinem Buch „Sei kein Mann“ schreibt der Aktivist JJ Bola, dass die Wichtigkeit von männlichen Support-Gruppen stark unterschätzt wird. Tatsächlich ist ein gegenseitiger Austausch enorm wichtig, oftmals einfach nur, um zu verstehen, dass mann mit seinen Problemen nicht alleine ist. Gründen Sie daher Netzwerktreffen und schaffen Sie so einen Raum, in dem sich alle offen über Identitätsfragen, traditionelle Rollenbilder und Herausforderungen austauschen können. Diese Treffen sollten von einem*r Expert*in moderiert werden.

    Organisieren Sie Podiumsdiskussionen und Vorträge

    Sollte es Ihnen möglich sein, organisieren Sie Podiumsdiskussionen und Vorträge von Expter*innen. Die Veranstaltungen bieten Raum für den offenen Austausch über Identitätsfragen, berufliche und persönliche Herausforderungen sowie positive Rollenbilder. Durch die Diskussionen kann das Verständnis für vielfältige Männlichkeitskonzepte gefördert werden.

    Mein Tipp
    Neudefiniertes Selbstwertgefühl
    Ich merke es leider an mir selbst, dass mein Selbstwertgefühl häufig an den beruflichen Erfolg gekettet ist. Dies ist auch bei vielen anderen Männern so. Um dem entgegenzuwirken, können Sie Coachings anbieten. In einem sicheren Umfeld sollen die Teilnehmer*innen lernen, ihr Selbstwertgefühl nicht nur über beruflichen Erfolg, sondern auch über persönliche Stärken und andere Lebensbereiche zu definieren. Durch Reflexion und Diskussion gewinnen sie ein positiveres Bild von moderner Männlichkeit und erhalten konkrete Strategien, um Unsicherheit, Neid und Aggressionen abzubauen.

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Frauen in Führung?

    Eine Neidhölle für Männer!
    Martina Lackner zufolge wird das verminderte Selbstwertgefühl bei Männern vor allem dann ausgelöst, wenn die eigene Partnerin eine Führungsposition übernimmt, während der Mann selbst auf der Karriereleiter verharrt. Nicht selten führt dieses verminderte Selbstwertgefühl zu Aggressionen gegenüber der eigenen Partnerin oder zu Depressionen.

    Haben sich Anforderungen an den Mann verändert?

    Warum führt dieser Umstand zu einem verminderten Selbstwertgefühl bei Männern? Die Ursache bei der Gleichstellung der Geschlechter zu suchen, ist zu kurz gedacht. Der Soziologe Markus Theunert hat in einem Interview mit der „taz“ eine mögliche Antwort gegeben: Er beschreibt, dass sich die Anforderungen der Gesellschaft an Männer im Kern nicht verändert haben, sondern lediglich erweitert wurden. Es wird immer noch erwartet, dass Männer die Rolle des Ernährers übernehmen und rationale, kühle Entscheidungen treffen. Gleichzeitig sollen sie aber auch einfühl- sam und als Vater immer präsent sein. Diese Gegensätze miteinander zu vereinen, führt nicht selten zu Ohnmachtsgefühlen und auch zu Aggressionen gegenüber Frauen.